Modellieren mit Ton: Spüren, bewegen, entschleunigen
- Theresa Kopp
- 15. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juli

Ton wird in der Kunsttherapie gerne eingesetzt, weil er durch seine Formbarkeit und Beweglichkeit ein wunderbares Material ist, um sich sinnlich zu erfahren und Gefühle unmittelbar auszudrücken. Die haptische Erfahrung mit Ton fördert Achtsamkeit, Kreativität und den bewussten Kontakt zum eigenen Körper, Die Arbeit mit Ton unterstützt Selbstregulation und Selbstwirksamkeit.
Was ist eigentlich Ton?
Ton ist ein natürliches Material aus ganz feinen Erdteilchen. Es entsteht, wenn Gesteine langsam zerfallen. Ton fühlt sich weich und formbar an, wenn er feucht ist, weil er viel Wasser enthält. So kann man ihn gut bearbeiten und formen. Wird der Ton trocken, härtet er aus und kann brechen. Getrockneter Ton kann durch Zerkleinern, Einsumpfen und Kneten wiederaufbereitet und somit erneut formbar gemacht werden. Stabil wird der getrocknete Ton durch das Brennen in einem Keramikofen bei ca. 800 - 1300 Grad - je nach Ton.
Was ist der Unterschied zu Modelliermasse?
Modelliermasse ist ein Oberbegriff für verschiedene formbare Materialien (z.B. Knetmasse, Lufttrocknende Masse, Gips, Fimo). Modelliermassen härten ohne Brennofen aus, entweder an der Luft oder im Backofen.
Ton fühlt sich feucht, warm und natürlich an, wodurch er als lebendig und erdig erlebt wird. Modelliermasse ist meist trockener, glatter und sauberer, aber weniger natürlich und lebendig. Modelliermasse ist im Alltag oft eine praktische und unkomplizierte Alternative, wenn kein Keramikofen verfügbar ist.
Eigenschaften von Ton
Formbar und flexibel: Ton lässt sich leicht kneten und formen und passt sich jedem kreativen Impuls an.
Frei und intuitiv mit den Händen formen: Beim Modellieren kann man ganz nach Gefühl und ohne feste Vorgaben den Ton in den Händen lebendig werden lassen.
Druck ausüben und das Material nachgeben lassen: Durch gezieltes Drücken kann man neugierig die Reaktion des Tons beobachten und die Form flexibel verändern. Man kann den Ton aber auch bewusst schlagen, werfen oder zerdrücken, um dabei Druck abzubauen.
Intensive, sinnliche und haptische Erfahrung: Das direkte Arbeiten mit Ton spricht die Sinne an und schafft eine lebendige Verbindung zwischen Hand und Material.
Entspannend, beruhigend und stressabbauend: Das langsame Formen und Kneten wirkt wohltuend und hilft, den Kopf frei zu bekommen.
Förderung von Selbstvertrauen: Ideen werden sichtbar und bestärken dadurch das Vertrauen in die eigene Kreativität und Ausdruckskraft. Die Erfahrung, einem Objekt Stabilität und Form verleihen zu können, erhöht zudem die Selbstsicherheit.
Umgang mit Frustration: Ton kann spröde werden, brechen, wenn er zu dünn ist, und Verbindungen halten nicht immer sofort gut – dadurch kann Geduld und Umgang mit kleinen Frustrationen spielerisch geübt werden.
Kreativer Impuls für Zuhause: Mit Ton zur Ruhe kommen
Für diese Wahrnehmungsübung reicht ein Stück Ton, das angenehm in einer Hand liegt. Der Ton wird in die Hand genommen, wobei die Augen geschlossen werden, um die Oberfläche, Temperatur und das Gewicht wahrzunehmen. Wer die Augen nicht schließen möchte, kann sie alternativ auf einen Punkt fixieren, zum Beispiel aus dem Fenster in die Natur schauen. Die Atmung bleibt ruhig und gleichmäßig.
Anschließend wird bewusst langsam eine Kugel aus dem Ton geformt. Eine Mulde kann sanft an einer beliebigen Stelle hineingedrückt werden. Die Hände erkunden, wo weitere Vertiefungen entstehen möchten und verstreichen den Ton weiterhin blind, glätten die Oberflächen und verstärken bei Bedarf einzelne Mulden.
Der Fokus liegt ganz auf der Veränderung des Tons unter den eigenen Berührungen und dem Erleben der Form mit jedem Handgriff, unterstützt vom ruhigen Rhythmus der Bewegungen.
Als alternative Variante kann das Stück Ton auf einen entspannten Spaziergang mitgenommen werden. Währenddessen wird das Material nur ertastet, ohne es anzusehen. Der Blick bleibt bewusst abgewandt, die Wahrnehmung konzentriert sich auf das Fühlen in der Hand.
Am Ende der Übung wird das entstandene Objekt ruhig betrachtet. Das Ergebnis wird wertfrei wahrgenommen: Der geformte Ton ist ein Ausdruck innerer Ruhe und einer bewusst erlebten, achtsamen Pause.
Viel Freude beim achtsamen Formen und Experimentieren! :)
Comments