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Collagen: Wenn Schnipsel eine Geschichte erzählen

Aktualisiert: 30. Juli

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Collagen sind in der Kunsttherapie besonders beliebt, weil sie Menschen ermöglichen, kreativ zu sein, ohne selbst zeichnen oder malen zu müssen. Für viele Klient:innen bedeutet das eine Befreiung von der Angst vor dem leeren Blatt, denn hier wird nicht etwas Neues „aus dem Nichts“ erschaffen, sondern aus vorhandenen Bildern und Worten ein ganz eigenes Werk gestaltet. Diese Vorgehensweise nimmt den Druck des „Könnensmüssens“ – es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Scheitern. Ganz intuitiv werden durch die Auswahl und Kombination von Bild- und Textausschnitten persönliche Gedanken, Gefühle und Themen sichtbar. Die einzelnen Elemente werden wie ein Freestyle-Puzzle zusammengesetzt, das Raum für spielerische Momente lässt: Ungewöhnliche Hüte, comicartige Szenen mit Sprechblasen oder sogar ganze kleine Geschichten können so entstehen.



Collagen als kreatives Brainstorming

Collagen sind Zusammensetzungen aus unterschiedlichsten Materialien, die auf einem Untergrund arrangiert und fest geklebt werden. Der Begriff „Collage“ stammt übrigens vom französischen Wort „coller“ (kleben) und spielt in der Kunstgeschichte eine wichtige Rolle, beispielsweise im Kubismus, wo Künstler wie Pablo Picasso und Georges Braque Anfang des 20. Jahrhunderts diese Technik prägten (vgl. Kunst-Welten, o.J.). Dabei geht es vor allem darum, Fragmente neu zusammenzusetzen und so neue Bedeutungen und Bildwelten zu schaffen. Für Collagen werden oft Schnipsel aus Worten, Bildern, Mustern oder Formen verwendet.

Heute findet sich die Form der Collage auch in sogenannten Vision Boards wieder. Ein Vision Board ist eine visuelle Collage, die persönliche Ziele, Wünsche und Visionen sichtbar macht. Es besteht aus bewusst ausgewählten Bildern, Worten und Symbolen und dient als Inspirationsquelle, die Zielorientierung stärkt. Das regelmäßige Betrachten unterstützt dabei, Träume greifbarer und präsenter zu machen. Damit werden Motivation und Fokus gefördert.

Ob klassische Collage oder Vision Board – es geht um die Kraft der Visualisierung. Beide Techniken helfen, Gedanken, Ziele oder Stimmungen sichtbar zu machen und bewusst zu reflektieren. Entweder wird zu einem bestimmten Thema gestaltet oder ganz intuitiv. Der Fokus kann auf Bildern oder Worten liegen, aber meist ist es eine bunte Mischung. Die Collage wird zu einem bunten Ausdruck individuell erlebter Gedanken, Gefühle und Wünsche.



Mögliche Materialien für Collagen

  • Zeitschriften

  • Zeitungen

  • Flyer

  • Postkarten

  • Fotos

  • Klebebänder

  • Geschenkpapier

  • Stoffreste

  • Etiketten und Aufkleber

  • Naturmaterialien, z.B. getrocknete Blätter oder Blumen



Kreativer Impuls für den Collagen-Untergrund

Um die Collage nicht mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen, kann man sich zunächst der Untergrundgestaltung widmen. Dafür einfach kleine Kleckse Acrylfarbe entlang des oberen Bildrands zu verteilen und diese mit einem Spachtel vorsichtig nach unten zu ziehen. Als Alternativen zum klassischen Spachtel eignen sich auch Haushaltsgegenstände wie Teigschaber, alte EC-Karten, fester Karton, Fensterabzieher, oder Holzleisten,… So entstehen bunte Farbschichten. Die Acrylfarbe trocknet schnell und schafft eine abwechslungsreiche, strukturierte Basis, die die Collage lebendiger und dynamischer wirken lässt.



Themenvorschläge für eine Collage

Grundsätzlich sind alle Themen möglich und erlauben individuelle Ausdrucksformen. Beispiele sind:

  • Eigene Stärken sichtbar machen

  • Wünsche und Ziele visualisieren

  • Erinnerungen und Träume dokumentieren

  • Intuitives, freies Arbeiten ohne vorgefasste Gedanken


Variationen können darin bestehen, zwei Papiere zu gestalten: Den aktuellen „Ist-Zustand“ als auch den „Wunsch-Zustand“.



Tipps für die Umsetzung einer Collage

Bei der Erstellung einer Collage kann das kreative Brainstorming schnell so umfangreich werden, dass für den späteren Sortier- und Klebeprozess kaum noch Zeit übrig bleibt und die Collage nicht fertiggestellt wird. Um dies zu vermeiden, empfehle ich eine bewusste Zeiteinteilung für einen entspannten Arbeitsprozess.


Mindestens 1,5 Stunden einplanen:

  • 10 Minuten: Gestaltung des Untergrunds mit Acrylfarbe

  • 45 Minuten: Suchen, Auswählen und Ausschneiden der Materialien (bewusst begrenzen, um Überforderung zu vermeiden)

  • 35 Minuten: Sortieren und Aufkleben


Bei weniger Zeit, z.B. 1 Stunde, kann der Ablauf angepasst werden:

  • 10 Minuten: Untergrund gestalten

  • 30 Minuten: Materialien sammeln und ausschneiden

  • 20 Minuten: Elemente ordnen und kleben


Ein weiterer praktischer Tipp betrifft die Wahl der Blattgröße: 

Am sinnvollsten ist es, zunächst die Schnipsel und ausgewählten Bilder zusammenzustellen und danach eine passende Papiergröße auszuwählen. Alternativ kann man sich auch bewusst für eine Blattgröße, zum Beispiel A4, entscheiden und vor dem Kleben die Schnipsel entsprechend aussortieren und anpassen.

Mit dieser strukturierten Herangehensweise gelingt es, den kreativen Prozess zu steuern, ohne die Freude am Experimentieren zu verlieren, und am Ende eine lebendige Collagenwerk zu kreieren.


Viel Freude beim Suchen, Finden und Kleben! :)



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Quellen

Kunst-Welten.de. (o.J.). Geschichte der Collage Kunsthttps://www.kunst-welten.de/wissen/collage.html

 
 
 

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